Roland MV 30

 

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Auszug aus SYNRISE

MV-30 STUDIO M / pol syn exp 3950 (1992)
Als das STUDIO M erschien, wusste zunächst keiner so recht, in welcher Richtung die Klangerzeugung geht. Einerseits von vielen als D-70-Expander propagiert, gleicht er eigentlich vielmehr einem U-220 mit Resonanzfiltern. Auffällig ist zunächst das bläuliche Display und die acht Schieberegler. Und genau da ist der besondere Reiz des MV-30. Weniger reizvoll war seinerzeit der hohe Einstiegspreis. Ein im gleichen Jahr erschienener JD-800 war da nur wenig teurer. So gibt es auch nicht allzu viele MV-30-Modelle. Der niedrige Gebrauchtpreis von unter 1000,- DM zeigt überdies, wie wenig man offenbar an Qualität beim MV-30 vermutet. Damit tut man diesem Desktopexpander ein wenig unrecht, denn als Kombination aus Sequenzer mit Diskettenlaufwerk und 30-stimmigen Expander lässt sich mit dem MV-30 durchaus gute Musik machen. Die Klangerzeugung basiert auf der Re-Synthesized Pulse Code Modulation (RS-PCM) in Verbindung mit den ROLAND-Digitalfiltern (TVF), die bereits früh grosses Lob ernten konnten. Gerade die seinerzeit sehr überzeugende digitale Realisation des Resonanzparameters machten ROLAND-Synthesizer seit dem D-50 sehr beliebt. Er arbeitet hier mit einer Flankensteilheit von 24 dB/Oct. und liegt sowohl als Hoch- und Band- wie auch Tiefpassfilter vor. Als Klangquelle kommt das PCM-ROM (oder eben RS-PCM-ROM) mit drei MByte Samplematerial zum Einsatz, welches durch einfache Eingriffe programmiert werden kann. Hier hat man leider verpasst, eine effizientere Klangerzeugung einzubauen. Einen D-70-Expander findet man hier nicht. Lediglich D-70-PCM-Karten können im MV-30 eingesetzt werden - keine Programmkarten! Schliesslich sei noch der Effektprozessor erwähnt, welcher Chorus- und Halleffekte gleichzeitig bietet. Klänge können über das Diskettenlaufwerk eingeladen und gespeichert werden. Weiteres Sample-Material kann über die zwei vorhandenen PCM-Karten-Schächte nachgereicht werden. Neben den D-70-PCM-Karten können U-110-Karten (SN-U110-Serie) und Karten der SN-SPLA- und SN-MV30-Serie benutzt werden. Der MV-30 ist achtfach multitimbral mit dynamischer Stimmenzuordnung. Der eingebaute Sequenzer umfasst 16 optisch sichtbare Spuren, verwaltet aber neben den acht internen Parts weitere 16 MIDI-Kanäle, die durch Mixdown auf eben den 16 optisch sichtbaren Kanälen gemischt werden können. Somit ergibt sich die Möglichkeit, bis zu 24 verschiedene Klänge vom MV-30-Sequenzer aus zu steuern. Die Auflösung des Sequenzers (Quantisierung) beträgt 1/96. Der interne Speicher ist mit 50.000 Events angegeben und sollte durch eine Erweiterung auf 120.000 Events aufrüstbar sein (mir ist nichts von einer erschienenen Erweiterung des Sequenzerspeichers bekannt - diese hätte 512 kByte betragen). Da Events nicht mit Noten gleichzusetzen sind, verringert sich die Notenzahl entsprechend der eingesetzten Controller (besonders der extensive Gebrauch von Druckdynamik kann den Speicher schnell vorschreiben). Normale Songs sollten aber durchaus damit machbar sein. Die Bedienung des Sequenzers ist übersichtlich und wird durch die acht Echtzeit-Schieberegler vereinfacht. Damit können Misch-, Panorama- und Effektparameter eingestellt werden. Das Diskettenlaufwerk ist ferner in der Lage, Standard-MIDI-Files zu importieren. Ausserdem können auf dem W-30 mit Director-S-Sequenzer-Software oder Sequenzern der MC-5xx-Reihe erstellte Sequenzen importiert werden. Natürlich ist es möglich, Step- und Echtzeitaufnahmen mit dem Sequenzerteil durchzuführen. Über ein Tape-Sync-Interface ist die Synchronisation des Sequenzers zu Bandmaschinen möglich. Ausserdem kann der Metronome-Click über eine Ausgangsbuchse abgegriffen werden. Der besondere Reiz des MV-30 liegt in seiner Funktion als Schaltzentrale zwischen MIDI-Welt und Bandmaschinen, kombiniert mit einem guten Hardware-Sequenzer und einer brauchbaren Klangerzeugung, die sich durch die recht umfangreiche (nicht mehr erhältliche) SN-U110-Kartenserie auf Sample-Sektor erweitern lässt. Ausserdem gibt es Resonanzfilter, so dass eine MV-30 durchaus auch im Techno-Zeitalter seine Rolle spielen kann.